Veronika Köpp

Think out of the box

Foto: Petra Rühle

„Für mich ist Design viel mehr als den Dingen nur eine Form zu geben. Was mich begeistert und wo ich meine Stärke sehe, das ist das Zuhören, das kreative Denken und ein ganzheitlicher Gestaltungsansatz.“, sagt Veronika Köpp, seit 2020 Geschäftsführerin und Gesellschafterin von brodbeck-koepp-design.

Veronika Köpp ist Designerin aus Leidenschaft. Schon immer künstlerisch und handwerklich veranlagt, machte sie nach dem Abitur eine Schreinerlehre, bevor sie das Industriedesign-Studium für sich entdeckte. Schon während des Studiums begann sie u.a. für den Designer Stefan Brodbeck zu arbeiten. Als Designerin und Projektverantwortliche entwickelte sie seither vorwiegend Produkte, Büromöbel und Officelandschaften für produzierende Unternehmen, sowohl Mittelständler als auch internationale Großkonzerne. Mit großem Erfolg, so zählt das International IF Design Forum das Büro im Bereich Officedesign zu den weltweit 25 besten seiner Branche. Veronika Köpp prägte diesen Erfolg seit Jahren entscheidend mit und so erhielten zahlreiche der (auch unter Ihrer Projektleitung) entstandenen Produkte renommierte Designpreise. Seit dem Jahr 2020 nun führt sie das Unternehmen als Gesellschafterin, während Stefan Brodbeck sich aus dem operativen Geschäft zurückzieht, und aus brodbeck-design wurde brodbeck-koepp-design.

Die Kunst des Zuhörens

„Design based on people“, bleibt weiterhin das Leitmotiv des Designbüros, das die neue Frontfrau Veronika Köpp weiterentwickelt und darüber hinaus eigene Akzente setzt. „Ich war schon immer diejenige im Team, die in die Design Thinking Prozesse, die dem eigentlichen Gestalten und Formgeben vorgelagert sind, am meisten involviert war. Ich möchte genau hinschauen und verstehen, was der Markt, der Kunde und alle, die mit dem Produkt in Berührung kommen, wirklich brauchen, um passende und nachhaltige Lösungen für sie zu entwickeln.“ Sie ist überzeugt davon, dass es für den Erfolg eines Produktes entscheidend ist, dass es sich durch Innovation und einen Mehrwert auszeichnet. Nur so wird es relevant für den Nutzer, differenziert sich vom Wettbewerb und vermag eine Marke langfristig zu stärken. Die Grundvoraussetzung für diesen ganzheitlichen Gestaltungsansatz ist die Bereitschaft wirklich zuzuhören und die Freude am Perspektivenwechsel. Fähigkeiten, die Veronika Köpp seit jeher mitbringt und die sie in einer speziellen Ausbildung weiter ausgebaut hat, um sie zukünftig noch mehr in Kundenbeziehungen einzubringen. Die Kunst des Zuhörens, das bedeutet für sie genau hinzuhören, wertungsfrei, empathisch und neugierig, und im beruflichen Kontext offen zu sein für die Bedürfnisse und Themen der Kunden und Nutzer. Veronika Köpp: „Das ist wirklich etwas, was mich persönlich sehr interessiert, aus dem ich viel mitnehme und merke, wie sich meine Wahrnehmung und meine Kommunikation sowohl im Privaten aber eben auch mit Kunden positiv verändern.“

So möchte sie dieses Potential künftig auch mehr von der Produktentwicklung entkoppelt einsetzen und serviceorientiert Firmen beraten, um die Fähigkeit gut zuzuhören mehr in Firmen zu bringen. Sie möchte damit erreichen, dass Abteilungen anders miteinander kommunizieren, anders aufeinander und auf die Bedürfnisse ihrer eigenen Kunden eingehen und so Firmen befähigen, ihr internes Potential besser auszuschöpfen, um innovativer und zukunftsfähiger zu werden. Veronika Köpp: „In diesen Prozessen geht es darum, aus designstrategischer Sicht gemeinsam Antworten auf Fragen zu finden, wie: Was macht euch aus? Wo wollt ihr hin? Was ist eure Vision, und mit welchen Schritten schafft ihr das? Wir definieren, wie wir ein Innovationsteam aus verschiedenen Leuten zusammenbringen und befähigen sie, indem wir ihnen passende Strukturen und Methoden an die Hand geben. In diesem Prozess lässt sich die Methodik des Design Thinking mit der Kunst des Zuhörens sehr gut vereinen.“ Für Veronika Köpp eine inspirierende Aufgabe, losgelöst vom eigentlichen Design, in der sie eine Zukunftschance für sich und andere Designer sieht, da sie hier „mit ihren Kompetenzen und kreativem Denken viel bewirken können“.

Kreativität heißt auch, Dinge aus anderen Blickwinkeln zu betrachten

Kreativität, das bedeutet für die Designerin nicht, dass man alles von Grund auf neu erfinden muss. Für sie heißt Kreativität auch, Dinge in neuen Zusammenhängen zu sehen und aus verschiedenen Bereichen neu zu kombinieren: „Dinge in Frage stellen, aus anderen Blickwinkeln betrachten, mal um die Ecke denken, thinking out of the box, das finde ich spannend und dafür habe ich ein Faible.“ Damit das gelingt, will sie Menschen zusammenbringen. Im Büro, wo sie auf ein gewachsenes Netzwerk an kompetenten und kreativen Menschen zurückgreift, und in der Arbeit mit den Kunden, etwa bei Kreativ- und Innovationsworkshops, die sie weiter ausbauen möchte: „Wir haben die Workshops der Produktneuentwicklung oft vorangestellt und dafür alle ins Boot geholt, die mit dem Produkt zu tun haben. Nicht nur die Entwicklungsabteilung als unserem direkten Ansprechpartner, sondern auch die Marketingabteilung und Externe, von der Putzfrau bis zum Händler, der die Produkte dann verkauft. Wenn alle gehört werden und sich mit einbringen können, dann bekommt jeder ein Verständnis für den anderen, jeder fühlt sich gesehen und verschiedene Bedürfnisse werden frühzeitig erkannt. So können wir ein Produkt dann ganz anders, viel markt- und bedarfsorientierter entwickeln.“ Leidenschaftlich berichtet Veronika Köpp von diesen Workshops, dem gemeinsamen Brainstormen und Entwickeln. Und obwohl diese Tage durchaus lang und anstrengend sein können, „sind am Ende alle happy und hoch energetisiert“, erzählt sie begeistert und man glaubt es sofort. Danach gilt es natürlich dranzubleiben, eine Idee nicht verpuffen zu lassen und im Austausch mit dem Kunden ein marktfähiges Produkt zu entwickeln. Denn auch wenn Veronika Köpp ihre kreativ beratende Tätigkeit weiter auszubauen möchte, steht für sie außer Frage, dass „die Gestaltung und das Produktdesign ein Teil von mir sind und bleiben. Da bin ich mit Herzblut und meinem ganzen Knowhow dabei.“

Langlebige Produkte, sinnhaft und glaubwürdig

Und das Designbüro brodbeck-koepp erwarten durchaus spannende Zeiten. Gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen Veronika Köpps Arbeit und in der Auseinandersetzung damit hat sie die Möglichkeit, mit ihrer Arbeit Trends zu setzen. So zeichnet sich in der Büromöbelbranche schon seit einigen Jahren eine Entwicklung ab, die durch Covid-19 noch beschleunigt wurde. Mehr Homeoffice und eine Tendenz zu shared places führten dazu, dass Büromöbel wohnlicher, reduzierter und intuitiver nutzbar gestaltet wurden. Ein Trend, den brodbeck-koepp design bereits in den Jahren vor der Pandemie mitgeprägt hat und auch in Zukunft mitgestalten will. Auch die Vertriebskanäle ändern sich, da Unternehmen zwar weiterhin über Händler ihre Büroeinrichtung vertreiben, Büroarbeitsplätze insgesamt aber eher reduziert oder in shared offices umgewandelt werden und Einrichtungen für Homeoffices zunehmend von Mitarbeitern direkt bei Online-Direktvertreibern bestellt werden. Damit kommen für das Designbüro auf einmal ganz andere Firmen als potentielle Kunden, aber auch neue Kundenbedürfnisse ins Spiel.

Auch das Thema Nachhaltigkeit ist Veronika Köpp ein wichtiges Anliegen, das sie in den nächsten Jahren noch mehr kommunizieren und ausbauen möchte. Für sie hat Design in diesem Bereich „viel Gewicht und Einflussmöglichkeit“, denn als Designerin kann sie ganz früh ansetzen, und darauf achten, keine Produkte zu machen, die aus ökologischer Sicht unverantwortlich sind, und die nach zwei oder drei Jahren nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen und aussortiert werden. So setzt sie auf massentaugliche und langlebige Produkte und begeistert sich für alternative Werkstoffe und Materialien, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Veronika Köpp: „Die Kunden kommen zu uns, weil wir einen Schritt vorausdenken – oft einen ganz gewaltigen – und damit innovative, zukunftsfähige Lösungen anbieten. Weil wir genau für diesen Markt das Richtige anbieten, verknüpft mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit, der Sinnhaftigkeit und der Glaubwürdigkeit. Das soll das Ergebnis sein und das erfordert eine gewisse ästhetische Zurückhaltung, eine unaufgeregte aber zugleich emotionale Gestaltung, die in Beziehung zum Nutzer und zu allen, die mit dem Produkt zu tun haben, steht. Das möchte ich als meine Linie nach außen geben.“

Design als Schnittstelle zwischen Mensch und Ding

Beziehung ist für sie der Schlüssel und letztlich ist Design selbst auch Beziehung, denn „Design ist nichts anderes als die Schnittstelle vom Menschen zur technischen, dinglichen Welt. Der Designer gestaltet Beziehung. Je direkter und klarer die Kommunikation zwischen Mensch und Produkt gestaltet ist, umso besser ist der Designer seiner Verantwortung gerecht geworden.“

Die Büromöbel werden ein Schwerpunktbereich von brodbeck-koepp-design bleiben. Jahrelange Expertise, das Wissen über Trends und Marktentwicklung, viele internationale Projekte in Europa, Amerika, Asien und Südafrika machen die Stärke des Designbüros aus. Aber auch andere Branchen schließt Veronika Köpp nicht aus: „Wir haben schon immer für ganz unterschiedliche Branchen gearbeitet. Zum Beispiel für die Bad- oder Küchenbranche. Das waren Projekte, die ich sehr geliebt habe, sehr möbelig, dass passt zu meinen Schreinerwurzeln.“ Sie ist offen und neugierig auf neue Branchen und wer weiß: „Ich habe vor vielen Jahren unseren Campingbus ausgebaut. Wohnmobile sind nach wie vor ein Riesentrend. Es würde mich reizen, für diese Branche zu arbeiten, um beispielsweise Lösungen für das remote Arbeiten im mobilen Büro zu entwickeln.“ So oder so, brodbeck-koepp-design „wird meine Handschrift tragen“, das ist ihr erklärtes Ziel. Die neue Rolle als Unternehmerin und Geschäftsführerin ist natürlich eine Herausforderung. Und obwohl sie sich durchaus als Teamplayerin sieht, war es ihr wichtig als Geschäftsführerin erst einmal viele Prozesse von A bis Z selbst zu machen, und sie merkt: „Ich kann das, lerne viel und kann mit meiner Arbeit Gutes bewirken. Das bestärkt mich!“ In Zukunft möchte sie das Büro, auch personell weiter ausbauen und Aufgaben sinnvoll verteilen. „Ich muss nicht alles selbst umsetzen, will aber als Geschäftsführerin bei allem involviert bleiben, um nach innen und außen eine klare Linie vorzugeben.“ Die Handschrift von Veronika Köpp eben.