Martina Panchyrz

Manchmal dauert es ein wenig länger

Foto: Lisa Hantke

Nach ihrer Arbeit bei Tageszeitung und Fernsehen suchte die Journalistin eine neue Herausforderung. Sie wollte sich intensiver mit den Themen beschäftigen, die sie bewegen und ihr am Herzen liegen: Frauen eine Plattform geben, die Tolles leisten und durch ihre Geschichten, andere empowern, vorwärts zu gehen. Um diesen Traum zu realisieren, machte sie sich vor einem Jahr selbstständig und gründete m.stories. Seither organisiert sie Events, die Frauen ermöglichen, sich zu zeigen und zu vernetzen.

Was möchtest du mit m.stories erreichen?

Ich möchte mit dem Format erreichen, dass sich mehr Frauen trauen, wirklich die nächsten Schritte zu gehen, egal ob sie angestellt oder selbstständig sind, dass sie sich auf den Weg machen und ihre Ziele mit Klarheit und Selbstbewusstsein angehen. Ich glaube, dass viel zu viele Frauen immer noch verharren in Situationen, die ihnen nicht guttun und da helfen manchmal ein bisschen Inspiration, Motivation und auch die richtigen Infos von außen. Das möchten wir erreichen, einmal durch unsere Events, bei denen wir verschiedene Frauen zusammenbringen, wo wir Interviews haben, Panels, Masterclasses und auch ganz konkrete Infos geben.  Und dann durch unser Interviewformat, wo wir regelmäßig mit Frauen aus unterschiedlichen Bereichen sprechen. Unser Ziel ist es auch, mehr Frauen dazu zu ermutigen, unternehmerisch tätig zu werden. Es ist immer noch so, dass viel mehr Startups männlich geprägt sind. Nur 15,5 Prozent der Startups werden von Frauen geründet. Wir möchten Frauen ermutigen, sie aufklären, wie man das angehen kann, und vielleicht auch mit Investoren oder anderen wichtigen Kontakten vernetzen, so dass sie da losgehen können und sich die Startup-Quote angleicht.

Welche Rolle spielt die Vernetzung?

Die größten Gamechanger waren für mich immer die Momente, in denen ich tolle Kontakte gemacht habe zu anderen Frauen und wichtige Informationen bekommen habe. Ich merke einfach, es geht viel schneller und es ist viel einfacher, wenn du Person A, B oder C eben einfach anrufen kannst und fragen kannst, wie machst du das, als wenn du dir alles selbst mühselig zusammensuchen musst. Es gibt viele Frauen, die das, was man selber will, schon erreicht haben und warum sollte man die nicht fragen und sich das von ihnen abschauen, als alles alleine zu machen.  Ich habe das auch gemerkt bei unserem letzten online-female-Event im April, da habe ich mir so viel Unterstützung geholt wie noch nie zuvor, und es war das bis jetzt erfolgreichste Event. Das wünsche ich mir für alle Frauen, dass sie sich ein tolles Netzwerk aufbauen, um schneller voranzukommen und die nötigen Informationen zu bekommen, aber andererseits auch für die emotionale und seelische Unterstützung. Wenn wir in unserem Leben einen großen Schritt gehen, ist es immer eine Herausforderung, man hat Ängste und wenn man sieht, dass andere ähnliche Ängste haben und wie sie damit umgehen, dann fühlt man sich nicht so allein. Ich habe ja auch allein gegründet und habe schon gemerkt, dass es wichtig ist, diesen Austausch zu haben.

Welche Erfahrungen hast du mit deinen Events gemacht?

Manche haben gesagt, dass das Event ihnen den letzten Stupser gegeben hat, wirklich eine Idee aus der Schublade zu holen und sie anzugehen. Andere erzählen, dass sie Unterstützung gefunden haben oder dass berufliche Kooperationen entstanden sind. Das ist das Schöne, das man sich da verknüpft, sich dann auch in der realen Welt trifft und Verbindungen dann weiter wachsen. Und nach dem letzten Event im April haben auch viele geschrieben, dass es sie ein bisschen aus dem Corona-Tief geholt hat. 

Gibt es eine Geschichte einer Frau, die dich besonders beeindruckt oder berührt hat?

Da gibt es wirklich viele Geschichten. Eine Frau, die ich selbst interviewt habe, war Whitney Wolfe Herd, das ist die Gründerin von bumble, einer App, mit der man daten kann, aber auch Freunde treffen oder berufliche Kontakte knüpfen kann. Sie war im Gründungsteam von Tinder, einer Dating-App. Sie hatte eine Beziehung mit einem anderen Gründer. Die beiden haben sich getrennt und dann wurde sie aus der Firma rausgedrängt. Sie hat dann geklagt wegen Mobbing und Diskriminierung und hat den Prozess auch gewonnen. Sie wurde in der Presse sehr hart angefasst und auch öffentlich verleumdet. Sie hatte eine wirklich schwere Zeit, hat sich ganz zurückgezogen. Dann hat sie sich entschlossen, ihren Schmerz in etwas Gutes zu verwandeln und hat eine eigene Dating-App gegründet. Das Besondere daran ist, dass hier die Frauen den ersten Schritt machen müssen. Außerdem ist es eine App, die sehr auf Freundlichkeit und einen respektvollen Umgang achtet und keinen Hass, keine Hetze duldet. Sie wurde damit sehr erfolgreich. Ich habe vor kurzem gelesen, dass sie mit bumble nun an die Börse gegangen ist. Sie ist momentan die erfolgreichste Startup Gründerin in den USA. Das, was ihr passiert ist, das hat sie nicht zerstört, sondern ihr die Power gegeben, etwas Neues zu schaffen, zu ihren Bedingungen, und etwas, das ihre eigenen Werte widerspiegelt. Sie hat gezeigt, dass es auch anders gehen kann. Ich finde, das ist eine tolle Geschichte. Und dann lese ich gerade die Biografie „Believe it“ von Jamie Kern Lima. Das ist eine Unternehmerin in der Kosmetikbranche. Sie hat vor kurzem ihr Unternehmen an L’Oréal verkauft. Sie ist heute sehr erfolgreich und dabei wurde ihr immer gesagt, dass niemand von einer Frau, die so aussieht wie sie, Kosmetik kaufen wird. Aber sie hat eine unglaubliche Resilienz an den Tag gelegt. Sie wurde so oft abgelehnt und hat trotzdem immer weiter gemacht. Sie kämpft auch dafür, dass in der Beauty Industrie nicht nur die fotogeshoppten, superperfekten Frauen, sondern realistischere Bilder von Frauen gezeigt werden. Ihre Geschichte hat mich jetzt auch noch einmal inspiriert und empowert, weil sie zeigt, wie steinig der Weg sein kann, und wie oft du dir manchmal ein Nein abholen musst. Ich glaube, dass manche Leute, wenn sie zweimal ein Nein hören, aufgeben und denken, es soll nicht sein. Aber eine Mail schreiben und ein paar Neins, das heißt nicht, dass es nicht sein soll, sondern das heißt einfach, dass es manchmal einfach ein bisschen länger dauert, bis aus einem Nein ein Ja wird. Ich glaube, Jamie Kern Lima ist ein Beispiel dafür, sich nicht von den ersten Neins entmutigen zu lassen und am Ball zu bleiben, wenn du an etwas glaubst.

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