Carmen Winter

Die Freude erleben, sich selbst zu entdecken

Foto: Stephanie Wolfsteiner

„Der schönste Moment in meiner Arbeit ist dieser Augenblick, wenn die Menschen ein Strahlen in den Augen haben und ich spüre, dass sie den Zugang zu sich gefunden haben und ihre Fülle in sich fühlen.“, sagt Carmen Winter. Sie ist Coach und das Ziel ihrer Arbeit ist für sie, Menschen zu stärken und sie zu unterstützen, diesen Zugang zu sich, zu ihren Ressourcen und zu ihrem Selbstwert zu entdecken.

Ihre sehr ressourcenorientierte Arbeit mit den Coachees stützt sich dabei vor allem auf drei Säulen. Das ist zum einen das Konzept des Inneren Teams, ein Persönlichkeitsmodell, das der Psychologe Friedemann Schulz von Thun entwickelt hat und das Carmen Winter begeistert, denn „das Innere Team ist im Endeffekt ein Ausdruck der Fülle und des Facettenreichtums, den wir in uns haben. Es gibt zum Beispiel Menschen, die sagen, ich bin introvertiert. Dabei ist die Introvertiertheit nur ein Anteil ihrer Persönlichkeit. Wenn sie sich auf diesen beschränken, fühlen sie sich möglicherweise eingeschränkt. Wenn sie fühlen, was da noch alles in ihnen steckt, dass sie so vielseitig sind, dann kommen sie in ihre Kraft, ihre Power und ihr Potential.“ Das Innere Team sind gewissermaßen die Mitspieler, die verschiedenen Persönlichkeitsanteile, die ein Mensch in sich trägt. Im Coaching Prozess lässt Carmen Winter die Coachees ihr Inneres Team aufschreiben und manchmal auch zeichnen, denn sie stellt immer wieder fest, welch starke Kraft diese Visualisierung entfaltet. Für viele ihrer Coachees ist es ein überraschendes Erlebnis und eine große Freude zu entdecken, was alles in ihnen steckt. Die Visualisierung eröffnet den Menschen auch die Möglichkeit, eine andere Haltung, einen anderen Blickwinkel zu sich und zu ihrem Thema einzunehmen. Es ist dieser Perspektivenwechsel, der ein weiteres wichtiges Element ihres Coachings ist: „Dieser Zugang zum Selbstbewusstsein, im Sinn von „sich seiner selbst bewusst sein“ geht einher mit einem Perspektivenwechsel, weg vom Defizit hin zur Fülle, weg vom Problem hin zur Lösung.“

Vom ‚ich muss‘ zum ‚ich darf‘

Neben dem Inneren Team und dem Perspektivenwechsel legt Carmen Winter einen großen Fokus auf die Sprache, die für sie ein wichtiges Diagnoseinstrument im Coaching ist: „Die Macht der Sprache wird von vielen unterschätzt. Häufig ist uns nicht bewusst, welche Auswirkungen Sprachmuster auf unser Unterbewusstsein haben können. Tatsächlich hat die Art wie wir mit uns selbst sprechen große Auswirkung auf unsere Psyche und unser Wohlbefinden. Im Coaching mache ich auf offensichtliche Sprachmuster aufmerksam, denn dadurch werden sie dem Coachee bewusst. Wir überprüfen sie auf deren Aktualität und Nützlichkeit und der Coachee entscheidet, was er davon behalten, ablegen oder weiterentwickeln möchte. So sprechen viele Menschen von ‚man‘ und nicht von „ich“. Ein Grund dafür kann sein, dass sie nicht in Verbindung mit sich sind oder sich nicht wichtig genug nehmen. Das ist ein wichtiger Punkt, den wir dann im Coaching bearbeiten können. Andere sind getrieben vom ‚ich muss‘ anstatt die Möglichkeit des ‚ich darf‘ oder ‚ich werde‘ zu spüren.“ Carmen Winter ist überzeugt davon, dass der Perspektivenwechsel, das Innere Team und die Sprache ein kraftvolles Trio sind und „wenn wir daran arbeiten, entdecken die Menschen auch ihre Leichtigkeit wieder, die wir alle von Kindesbeinen an in uns tragen.“

Diese Leichtigkeit ist ihr ein wichtiges Anliegen. Dabei geht es nicht um eine leichtfertige, oberflächliche Leichtigkeit, die nichts ernst nimmt, macht Carmen Winter deutlich: „Ich sage‚ Ihr Leben darf auch leicht sein‘, wichtig ist mir hier der Erlauber „darf“ und das „auch“, denn das Leben ist nun mal nicht immer leicht.“ Sie möchte den Menschen damit die Möglichkeit aufzeigen, „überhaupt einmal den Raum zu öffnen, und anzuerkennen „wow, das ist schwer“ und sich dann zu fragen, wie die Situation etwas leichter werden kann. So leicht, wie in diesem Moment gerade möglich. “ Diese Leichtigkeit strahlt Carmen Winter durch ihre eigene Persönlichkeit aus. Sie ist eine warmherzige, zugewandte Frau und findet, dass auch der Humor durchaus einen Platz im Coaching hat. Und sie ist zutiefst davon überzeugt, dass jeder im Leben eine Wahl hat. „Es passieren schreckliche Dinge und die dürfen und müssen auch betrauert werden. Irgendwann kommt dann allerdings der Punkt, da entscheidest du, weinst du weiter, bejammerst dich und richtest dich in deiner Opferrolle ein, oder stehst du auf und schaust, was das Leben für dich bereithält, was jetzt in der neuen Situation für dich möglich wird. Es gehört Mut dazu, genau hinzuschauen. Ich bin davon überzeugt, dass wir das, was wir in unserem Leben als Gegenwind wahrnehmen in Rückenwind umwandeln können.“ Dazu möchte sie ihre Coachees ermutigen und auch dafür ist der Perspektivenwechsel so wichtig, mit dem sie arbeitet.

Die beste Ausbildung ist die Schule des Lebens

Auch in ihrem eigenen Leben hat Carmen Winter die Wahl gehabt und erlebt, dass jeder die Möglichkeit hat, sich neu zu entscheiden. So wollte sie, die sich schon immer für  Menschen interessiert hat, bereits nach dem Abitur eigentlich Psychologie studieren, wovon sie sich aber durch ihr Umfeld hat abbringen lassen. Stattdessen arbeitete sie dann viele Jahre in verschiedenen Berufen, wurde Mutter und lebte mit ihrer Familie in mehreren Ländern. Diese Auslandserfahrung machte ihr noch einmal deutlich, wie leicht es ihr fällt, sich auf neue Gegebenheiten und andere Menschen einzustellen und auf diese zuzugehen. Und so trifft sie eine Entscheidung: Zurück in Deutschland verwirklicht sie einen langgeheggten Traum und beginnt 2013 eine fundierte Ausbildung zum Coach. Nach dem Abschluss zwei Jahre später lässt sie sich noch zur Heilpraktikerin für Psychotherapie ausbilden, „um mehr Verständnis und Wissen zu bekommen über die Psyche des Menschen und um abgrenzen zu können, wo endet Coaching und wo fängt Therapie an“. Weil sie es spannend findet, mit mehreren Personen zu arbeiten, schließt sie dann noch eine Paartherapeutenausbildung an.

Die Ausbildung war ein intensiver Prozess, der auch in ihr „noch einmal einiges bewegt hat“ und der ihr auch klar gemacht hat, dass sie als Coach die Verantwortung hat, „meine eigenen Themen zu kennen und sie bearbeitet zu haben“. Carmen Winter ist heute überzeugt davon, dass neben der Fachausbildung die „Schule des Lebens“ die beste Ausbildung ist: „Ich glaube mittlerweile, dass es ein Vorteil ist, dass ich ein gewisses Alter erreicht hatte, als ich Coach geworden bin. Meine Schule des Lebens war sehr intensiv. Es gab schon von Kindesbeinen an viele Herausforderungen, die mich befähigt haben, mir Kompetenzen anzueignen, die mir jetzt zugute kommen, wie etwa eine hohe Sensibilität für Menschen, eine gute Intuition und eine gute Beobachtungsgabe“.

Als Coach hat Carmen Winter ihre Berufung gefunden.  Das spiegelt auch das Feedback ihrer Klient*Innen wider. Den Menschen, die zu ihr kommen fällt es leicht, sich ihr zu öffnen. Sie spüren, dass Carmen Winter sie mit ihren Themen ernst nimmt und zugleich respektvoll und sorgsam mit dem umgeht, was ihr die Menschen anvertrauen: „Mir ist es wichtig, den Menschen zu verstehen zu geben, wir arbeiten hier miteinander und du entscheidest, was ich wissen darf. Und ich gebe ihnen zu verstehen, dass hier alles sein darf. Es liegt mir fern, zu bewerten. Ich mache dem Coachee immer klar, das ist deine Zeit und das ist dein Raum.“ Sie kann zuhören und sie stellt die richtigen Fragen. Diese Fragen sind ein wichtiges Instrument im Coaching, das nicht funktionieren würde, wenn „wir uns nur auf der obersten Stufe bewegen“. Um damit richtig umgehen zu können, braucht man eine große Feinfühligkeit. Carmen Winter hat sie. Und sie weiß, wo ihre Grenze ist. Sie arbeitet als Coach, nicht als Therapeutin: „Die Therapie blickt auf die Ursache, wo kommt das Problem her. Im Coaching schauen wir, wo sind wir jetzt, wo wollen wir hin. Wir haben ein Ziel, darauf arbeiten wir hin und währenddessen blicken wir wie beim Autofahren immer wieder in den Rückspiegel. Da sehen wir auch Sachen, die Schmerzen bereiten können. Coaching ist nicht nur ein Spaziergang, da fließen auch Tränen, das darf alles sein. Der Fokus liegt immer darauf, wohin die Reise geht und daraus ziehen die Menschen Kraft.“

Eine gewisse Leichtigkeit wollen wir alle

Die meisten Menschen, die zu Carmen Winter kommen, stecken in einem Veränderungsprozess. Das mögen äußere Umstände sein, wie eine Trennung oder Verlust des Jobs, aber oft ist es auch das diffuse Gefühl, nicht mehr so weitermachen zu wollen wie bisher, ohne dass schon ein Ziel feststeht, wohin es gehen soll. Diese Zielfindung ist denn auch bei der gemeinsamen Arbeit ein wichtiger Punkt: „Und da sind wir auch wieder bei der Sprache. Die Menschen wissen oft, was sie nicht wollen und das gilt es umzukehren, und zu fragen, was willst du, was brauchst du? Es braucht einen gewissen Mut dazu, sich das zu erlauben, und zu sagen, das möchte ich wirklich. Das ist ein sehr spannender Prozess.“

Ein Coaching ist beendet, wenn der Coachee sein Ziel erreicht hat und bereit ist, die nächsten Schritte alleine zu machen. Manche schließen das Coaching nach einigen Terminen ab und kommen später noch einmal, wenn ein weiterer Entwicklungsschritt ansteht. Die Dauer ist so individuell wie das Coaching selbst. Entwicklung, das ist ein Wort, das Carmen Winter liebt, denn „sich entwickeln, das heißt, dass diese Menschen sich herauswickeln aus alten Rollen, aus alten Glaubenssätzen“ und „selbstbestimmt, sich ihrer selbst bewusst und selbstbefähigt mit dem wundervollen Team, das sie da in sich haben, ins Leben zu gehen“.

Auch Carmen Winter selbst ist inzwischen einen Schritt weitergegangen. Die Liebe zur Sprache begleitet sie schon ihr ganzes Leben und schon seit einigen Jahren schreibt sie regelmäßig Blogs. Im letzten Jahr hat sie sich nun endlich einen Traum erfüllt und ihren ersten Podcast veröffentlicht. Unter dem Titel „Leicht & Sinnig – vom Umgang mit Mensch und Sprache“ beschäftigt sie sich darin mit den Themen, die uns Menschen beschäftigen. Das sind Themen, die ihr im Coaching oder im eigenen Leben begegnen und die sie im Podcast aufgreift. Den Titel hat sie mit Bedacht gewählt: „Leichtsinnig möchte keiner sein, das ist negativ bewertet. Aber leicht und sinnig sein, eine Mischung aus Tiefgang und einer gewissen Leichtigkeit haben, das möchten wir alle.“

Sie ist stolz und sie ist glücklich, dass sie sich auf das Abenteuer Podcast eingelassen hat. Und sie strahlt, wenn sie das sagt. Das ist es, das Strahlen, das sie auch in den Augen ihrer Coachees so liebt. Das Strahlen, wenn Menschen spüren, was alles in ihnen steckt.

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