Sabine Schulte

Über Geld spricht man nicht? – mit ihr schon!

Foto: Andrea Mühleck

„Meine Vision ist es, möglichst viele Frauen auf dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu unterstützen.“, sagt Finanzcoach Sabine Schulte. Sie ist die Gründerin von Female Money Flow und ermutigt Frauen, die Verantwortung für das Thema Geld & Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Dass sie sich eines Tages so leidenschaftlich mit diesem Thema auseinandersetzen würde, war für Sabine eine unerwartete (und späte) Entdeckung.

Dabei ging sie schon früh auf Entdeckungsreisen. Ihre erste Station: Port-au-Prince auf Haiti. Als junge Fremdsprachenkorrespondentin mit Schwerpunkt Englisch und Französisch heuert sie 21jährig beim Auswärtigen Amt an. Sie schmunzelt, wenn sie heute daran zurückdenkt: „Ich kannte diesen Ort bis dahin nicht und musste erst einmal nachschauen, wo das eigentlich ist, Port-au-Prince. Haiti war damals noch nicht in aller Munde. “ Sie lebt drei Jahre auf der Karibikinsel und hat Zeit, die Insel und die Menschen kennenzulernen… und auch sich selbst. „In Haiti konnte ich machen, was ich wollte. Ich war in keiner Rolle gefangen, weil mich dort keiner kannte und so konnte ich Dinge ausprobieren, die ich mich in einem anderen Kontext vielleicht nicht getraut hätte. Das war eine prägende Zeit für mich.“

Intuition und Neugier

Die nächste Station der Entdeckungsreise ist Boston, eine Rückkehr nach Deutschland ist für die 24-Jährige erstmal keine Option. „Boston war wieder eine ganz andere Erfahrung. Ich wollte eigentlich dort studieren, aber finanziell war alles sehr schwierig. Ich jobbte in einem Café und lebte von der Hand in den Mund. Ein Studium war einfach nicht drin.“

Also packt Sabine nach zwei Jahren USA doch ihre Koffer und zieht mit ihrem frisch angetrauten Ehemann zurück nach Deutschland – mit dem Ziel, eine Heilpraktiker Ausbildung zu machen. Auch in München bleibt das Geld knapp. Ihr Mann hat keine Arbeitsgenehmigung und so jobbt Sabine neben ihrer Ausbildung für Zwei. Als dann auch noch die Heilpraktiker Schule insolvent geht, trifft Sabine bewusst eine Entscheidung, besinnt sich auf ihre bereits erworbenen Fähigkeiten und übernimmt eine Stelle als Sekretärin bei einem internationalen IT-Konzern, der nach verschiedenen Aufkäufen schließlich HP heißt und 33 Jahre ihre Konstante ist.

Der ewige Stress mit dem Geld bleibt auch ein Thema in der Beziehung und so trennt sich Sabine nach sieben Jahren von ihrem ersten Ehemann. In einer neuen Beziehung bekommt sie schließlich als späte Mama mit Ende 30 zwei Kinder und heiratet ein zweites Mal. Sie ist die Hauptverdienerin der Familie. Der Job bietet ihr die Sicherheit, die ihr damals sehr wichtig war: „So wurde ich ja auch erzogen, dass das wichtig ist, einen Job zu haben, der gut bezahlt wird, und wo man möglichst das ganze Leben bleibt.“

Parallel zum verlässlichen Job bei HP geht sie weiter auf Erkundungstour. Ihr damaliger Mann hält ihr den Rücken frei für alle ihre Ideen und Projekte. Und wer Sabine kennt, weiß, die Ideen gehen ihr nicht aus. So machte sie im Unternehmen 2007 eine train-the-trainer-Ausbildung und hält neben ihrem normalen Job Schulungen für andere Assistentinnen bei HP, in denen es um „personal skills“, um Persönlichkeitsentwicklung geht. Es ist ein Wendepunkt in ihrem Leben. „Ich habe damals festgestellt, dass ich Talent für diese Aufgabe habe und bin dann zwei Jahre lang regelmäßig für den Konzern in verschiedene Länder gereist und habe dort Assistentinnen geschult. Das war aufregend, und das sehr positive Feedback hat mich veranlasst, das zu professionalisieren.“ Sie macht eine weitere Ausbildung zum Intercultural Business Trainer, später zur NLP-Trainerin, zum systemischen Coach und lässt sich als Hypnose Coach ausbilden. „Mein Job bei HP hat mich unterfordert. Ich saß da in meiner Komfortzone, es war angenehm und der Job ging mir leicht von der Hand. Aber es war mir klar, dass ich da irgendwann aussteigen will und in meinem Leben noch einmal etwas Anderes, etwas Sinnvolles machen will.“

Female Money Flow

2017 verlässt Sabine dann das Unternehmen. Freigestellt. Das heißt drei Jahre volles Gehalt. Es ist eine Riesenchance, ihr Leben zu verändern und Sabine ergreift sie. „Diese drei Jahre habe ich völlig frei mein Leben gelebt. Ich habe soziale Projekte unterstützt, ich habe fotografiert und Leute gecoacht. Ich habe gemacht, worauf ich Lust hatte, ich bin nur der Freude gefolgt, und dahin gegangen, wo es mich hinzieht. Das war eine unglaubliche Erfahrung und hat die Basis gelegt für das, was ich jetzt tue.“

Das, was sie jetzt tut, tut sie schon lange mit großer Leidenschaft: Sie fotografiert. Der Fokus liegt auf Portraitfotografie und sozialen Projekten. „Meine Wunschkunden sind Menschen, die mit ihrem Herzensthema unterwegs sind und das sind auch die sozialen Projekte, die ich mit der Kamera begleite. Mir ist es wichtig, die Menschen authentisch und in ihrer Kraft zu zeigen. Menschen, die in Verbindung mit sich sind und mit dem, was sie tun. Deswegen auch flow photography.“

Bei der Fotografie allein soll es aber nicht bleiben. Der Mut, die Neugier und die Lust immer wieder Neues zu entdecken, ziehen sich wie ein roter Faden durch Sabines Leben. So besuchte Sabine – noch als Angestellte – vor Jahren ein Geld & Finanzseminar, „nicht so sehr, weil ich so große Lust hatte, mich mit dem Thema zu beschäftigen, sondern weil eine damals noch kleine Stimme in mir gesagt hat, dass es schon gut wäre, sich endlich einmal darum zu kümmern.“ Das Seminar ist ein absoluter Game Changer in Sabines Leben. Sie kniet sich intensiv ins Thema. „2017 habe ich angefangen zu investieren, ich musste erst einmal begreifen, was das überhaupt für mich selber heißt, als Investorin unterwegs zu sein, mich um mein Geld zu kümmern und dafür zu sorgen, dass mein Geld auch für mich arbeiten kann. Da haben sich für mich Welten aufgetan.“ Geld & Finanzen, wie für so viele, war lange auch für Sabine ein Tabuthema. Von „über Geld spricht man nicht“ bis zu „Geld verdirbt den Charakter“ hatte sie selbst lange mit limitierenden Glaubenssätzen zu kämpfen. Heute ist sie finanziell und als Investorin gut aufgestellt und hat, trotz einer Mathe fünf im Abitur, einen Riesenspaß mit ihrem wöchentlichen Geld-Rendezvous. Diese Begeisterung für das Thema Finanzen will Sabine an andere Frauen weitergeben, denn die Beschäftigung mit Geld „eröffnet uns Frauen eine ganz neue Welt von Möglichkeiten und ungeahnten Chancen“. Und sie sieht nicht zuletzt auch eine gesellschaftliche Notwendigkeit dafür: „Altersarmut in Deutschland ist weiblich. Wir Frauen kümmern uns schlecht um unser Geld. Das ist dramatisch.“ Ein Problem, das sie auch in der nächsten Generation sieht, in der sich junge Männer mit Kryptowährungen und der Börse beschäftigen und junge Frauen beim Thema Geld oft uninteressiert abwinken. Das muss und wird sich ändern, davon ist Sabine überzeugt.

Es ist nie zu spät

So kann man Sabine auch als Role Model sehen, denn sie zeigt, dass „es nie zu spät ist, sich ums Geld zu kümmern und in die Eigenverantwortung zu gehen.“ Es war wie ein „Befreiungsschlag“, als sie – erst mit Ende 50 – begann, sich aktiv um ihr Geld zu kümmern! Und sie erlebt auch bei ihren Klientinnen, dass sich im Finanzcoaching „plötzlich neue Räume auftun und Möglichkeiten, die man sich vorher gar nicht vorstellen konnte.“ Female Money Flow Coaching hat nicht direkt etwas mit Finanzinstrumenten zu tun, es ist vor allem Mindset-Arbeit: „Ich muss wissen, wie jemand tickt, in welchen Mustern die Frauen hängen bleiben und was sie hemmt, sich um ihr Geld zu kümmern. Alles andere ergibt sich dann und meistens fällt auch eine Investmentstrategie hinten raus. Aber ich bin nicht diejenige, die den Frauen sagt, wo sie investieren sollen. Mir geht es darum, die Frauen in die (finanzielle) Eigenverantwortung zu bringen.“

Geld ist Selbstliebe. Davon ist Sabine überzeugt. Sie stellt ihren Kundinnen die wichtige Frage: Wieviel Geld und Fülle wollt Ihr Euch erlauben? Wie wollt Ihr leben? „Unabhängig davon, wie wir individuell aufwachsen, sehe ich gesellschaftlich ein Mangeldenken. Wir leben defizitorientiert. Wir schauen immer, was fehlt. Im Zusammenhang mit Geld und Finanzen ist es aber wichtig, zu schauen, was schon alles da ist und auch eine Dankbarkeit dafür zu entwickeln. Die großen Schritte, die ich gemacht habe, habe ich dann gemacht, wenn ich gelernt habe zufrieden zu sein, mit dem, was ist und ich offen war für die Möglichkeiten, die sich mir präsentierten. Das funktioniert nicht mit einem Blick auf das, was fehlt.“

Mit Female Money Flow und ihrem Leben als selbstständige Fotografin vereint Sabine heute alle Aspekte, die ihr Leben geprägt und bereichert haben. Ihre Ausbildungen ermöglichen es ihr, die Frauen kompetent zu begleiten und sie selbst kann all das leben, was ihr wichtig ist: Ihre Intuition, ihre Neugier, ihre Kreativität und das Abenteuer. Freiheit und Unabhängigkeit stehen dabei in Sabines Wertehierarchie ganz oben. Und Geld – der Money Flow – ist für sie die Basis, diese Werte zu leben.

http://www.female-money-flow.de